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Revue

28.10.2015

DEN FADEN VERLOREN


Es gibt wohl kaum ein Phänomen in den Supermarktregalen, das Verbraucher mehr ärgert als das von Mogelpackungen. Verpackungen also, welche einem einen falschen Inhalt vorgaukeln. Als die Idee von einem „einheitlichen Werteunterricht“ unter der aktuellen Regierung ihren Lauf nahm, hofften alle die, welche an eine neutrale, laizistische Ausrichtung des neuen Fachs (und nicht zuletzt der gesamten Schule) glaubten, dass es keine Mogelpackung werden würde. Aber genau dies scheint derzeit zu passieren.

Viel über die inhaltliche Ausrichtung sickert zwar nicht in die Öffentlichkeit, vor allem weil Claude Meisch arg darum bemüht ist, den Deckel auf den Diskussionen zu halten. Der einzige, der das Schweigegelübde in Sachen Werteunterricht hin und wieder bricht, ist dann auch der Unterrichtsminister selbst. Doch Meischs Aussagen sind schlicht und ergreifend kontradiktorisch.

Anfang September verriet der DP-Minister u.a. dem „Lëtzebuerger Journal“, dass er sich selbst davon überzeugen konnte, dass die Arbeiten innerhalb der Arbeitsgruppe gut voranschreiten. Ein paar Wochen später erklärte er dann RTL Radio Lëtzebuerg gegenüber, dass er im Allgemeinen nicht zufrieden sei mit dem Voranschreiten der Arbeiten innerhalb derselben Gruppe. Was denn nun?

Der Haken bei den Diskussionen über den Werteunterricht – neben dem, dass der eingesetzte und bereits im Vorfeld stark umstrittene deutsche Professor Jürgen Oelkers für viele mittlerweile als gnadenlose Fehlbesetzung durchgeht – ist die Leitdisziplin, welche für das zukünftige Fach gelten soll.





Was will Claude Meisch mit dem vorauseilenden Gehorsam bezwecken?


Wenn man ein humanistisches Ideal als Referenz für einen Werteunterricht wählt -– und ganz nebenbei das neue Fach nicht zu einem fröhlichen Zusammensein verkommen soll, bei dem zu Akustikklampfe und rhythmischem Geklatsche „Kumbaya, my lord“ geträllert wird –, hat man eigentlich keine Wahl. Und demnach würde kein Weg an Philosophie, und ausschließlich Philosophie, vorbeiführen, oder?

Klingt einfach, ist aber in der Realität weitaus komplexer. Und die Rechnung ist ohne die katholische Kirche und ihre Lobbyarbeit gemacht. Dieser würde im Falle von Philosophie als Leitdisziplin nämlich jegliche Einflussnahme im öffentlichen Schulwesen entzogen. Dies will die Kirche natürlich nicht einfach kampflos hinnehmen. Scheinbar pochen ihre Vertreter in der Arbeitsgruppe deshalb vehement auf einen multidisziplinären Ansatz und möchten unbedingt auch Theologie als Leitdisziplin festgehalten sehen.

Claude Meisch hat bereits vorgegriffen, die Streitereien rund um das Thema Leitdisziplin minimisiert und erklärt, dass im Falle, wo man sich in der Arbeitsgruppe nicht einigen würde, er sich für den multidisziplinären Weg entscheiden würde. Wenn man sich vor Augen führt, dass Meisch scheinbar ahnungslos ist, was in der Arbeitsgruppe wirklich passiert, dann darf sich ernsthaft die Frage stellen, was Meisch eigentlich mit diesem vorauseilenden Gehorsam gegenüber der katholischen Kirche bezwecken will.

Wenn in Sachen Werteunterricht eine derartige Mogelpackung geschnürt werden soll, dann ist es mit der Trennung von Kirche(n) und Staat noch nicht so weit wie die aktuelle Regierung es aus Publicity-Gründen dem Wähler verkaufen möchte.

 

HUBERT MORANG

Stellvertretender Chefredakteur

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